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Ein MSTing beschreibt einen Text, in dem sich der Autor über fremde, meist grammatikalisch schlechte Texte lustig macht. Dies kann lustig sein oder nicht, was sehr von der Schreibweise des Autors abhängt. Im Gegensatz zum Verriss wird beim MSTing einzig und allein die Geschichte durch den Kakao gezogen.

Aufgrund der meist humoristischen Schreibweise kann man MSTings als Parodien von Fanfiktions bezeichnen. Je nach dem Schreibstil des Autors kann ein MSTing sehr witzig und amüsant sein, allerdings sollte man es nicht übertreiben. Insiderwitze oder zwanghafte Lacher nach jedem Satz wirken nach einiger albern und werden für den Leser wenig unterhaltsam.

Inspiration - MST3K und andere Riffing-Formate[]

Inspiriert wurde die Form des MSTings von der vor allem im angloamerikanischen Raum bekannten Comedy-Serie "Mystery Science Theatre 3000" von Joel Hodgson. In der Rahmenhandlung dieser mit Science-Fiction-Elementen spielenden Serie wird die Labor-Putzkraft Joel Robinson von seinen Chefs, zwei verrückten Wissenschaftlern, mit einer Rakete auf eine Raumstation geschickt, um dort als Versuchskaninchen zu dienen. Seine Aufgabe ist es, den schlechtesten Film aller Zeiten herauszufinden. Um bei dieser Aufgabe nicht allein zu sein, bastelt er sich verschiedene kleine Roboter, die ihm bei der Auswertung der "Experimente" zur Seite stehen. In der fünften Staffel entkommt Joel der Raumstation und wird kurzerhand durch den Zeitarbeiter Mike Nelson ersetzt, der ab da Joels Part übernimmt.

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Das Team von "Mystery Science Theatre 3000": Crow T. Robot, Joel Robinson (Joel Hodgson), Mike Nelson (Michael J. Nelson), und Tom Servo (von links nach rechts)

Herzstück der Episoden bilden die sogenannten "Experimente". Nach einer Eröffnungsszene aus dem Alltag an Bord der Raumstation nehmen normalerweise die Wissenschaftler von der Erde Kontakt mit Joel/Mike auf, präsentieren kurz ihre neuesten Erfindungen und schicken dann den jeweiligen B-Movie zur Überprüfung hoch. Der Bordalarm geht los, und die Crew flieht in den Kinosaal, wo sie in einer Reihe von Polsterstühlen Platz nehmen (charakteristischerweise sind sie nur an ihren Silhouletten zu erkennen) und den vor ihnen auf der Leinwand abgespielten Film in oftmals spöttischer Weise kommentieren. Teilweise kann es dabei auch zu Sketchen und kleinen Musiknummern kommen - sie halten sich jedoch im Rahmen.

Nach dem Aus der Serie im Jahre 1999 wandte sich das Team hinter MST3K vermehrt dem Internet zu. In Formaten wie RiffTrax oder Cinematic Titanic wird das Konzept des komödiantischen Kritisieren von Filmen bis heute fortgesetzt, allerdings in spontanerer Form und mit weniger technischem Aufwand. Diese riffing genannte Methode hat inzwischen einen weitreichenden Einfluss erlangt und wird häufig zu reinen Unterhaltungszwecken, aber auch als komödiantisches Stilmittel in ernst gemeinten Video-Kritiken angewendet. Bekannte Beispiele sind etwa Online-Shows wie The Nostalgia Critic, Atop the Fourth Wall oder The Spoony Experiment.

MSTing in Anwendung - einige Tipps[]

MSTing dient vor allem der Comedy, und anders als beim Verriss sind es vor allem die Geschichte, ihre Präsentation und ihre narrativen Elemente, die durch den Kakao gezogen werden. Auch wird die Comedy z.T. auch aus den kommentierenden Charakteren geschöpft.

Für gewöhnlich sind die herangezogenen Beispiele daher auch ziemlich schlecht und/oder amateurhaft; da aber Comedy generell mit menschlichen Schwächen arbeitet, können auch gute oder vom MSTing-Autor geschätzte Fanfictions, Filme oder Geschichten humoristisch kommentiert werden.

Die Rahmenhandlung[]

Da die Rahmenhandlung außerhalb der MSTing-Kommentare steht, ist sie für gewöhnlich für die Interaktionen der kommentierenden Figuren gedacht. Bei diesen kann es sich genauso um Eigenschöpfungen. wie auch um parodistische Versionen von Figuren aus dem jeweiligen Fandom handeln. Wie alle Comedy-Figuren zeichnen sie sich durch stereotype Schwächen (z.B. Emotionalität, Sarkasmus oder einen ausgeprägten Spieltrieb) aus und begegnen der Fanfic im Rahmen eines außergewöhnlichen Ereignisses oder einer absurden Situation, die für die Dauer des MSTings den Status Quo bildet.

Die schriftstellerische Form der Rahmenhandlung ist nicht vorgeschrieben - sie kann also sowohl in Dramenform, im RPG-Stil (beides also Dialogform) oder als ausformulierte Erzählung dargestellt werden.

Sofern es sich um ein mehrteiliges oder eine Serie von MSTings handelt, kann es in dieser Rahmenhandlung entweder zu langfristigen Veränderungen (Serie) oder episodischen Ereignissen kommen. Das eigentliche MSTing wird in der Regel aber nicht unterbrochen oder behindert.

Das eigentliche MSTing[]

Für das eigentliche MSTing gibt es verschiedene Formen, je nachdem, welches Medium man bearbeitet. Immer ist es unbedingt nötig, die Originalhandlung von den Kommentaren durch Schrifttyp oder Zitierfunktion abzugrenzen und die gerade sprechende Person deutlich zu machen. Dies geschieht meist in Dramenform. Anders als bei normalen Fanfics ist es durchaus erlaubt, Smileys oder Regieanweisungen zu verwenden.

Schlechte MSTings machen häufig den Fehler, nicht mehr als eine dramatisierte Rechtschreibprüfung zu sein und von den kommentierenden Figuren keinen guten Gebrauch zu machen. Ein wenig Talent, Phantasie und Erfahrung im Witzemachen sollten also schon mitgebracht werden. Komödiantische Stilmittel können dabei sein:

  • Ein unbeendeter Satz aus dem Original wird von einer der Figuren weitergesponnen.
  • Bestimmte Wörter des Originalsatzes erhalten durch Rechtschreibfehler einen neuen Sinn.
  • Die dargestellten Rollenverhältnisse beinhalten unfreiwiliige Implikationen und regen die Phantasie der Figuren an. Dies kann für die Figuren zu Neuinterpretationen, spontanen Musik- oder Filmzitaten oder ungewollten Assoziationen führen.
  • Ereignisse oder Logiklöcher innerhalb des Originals rühren an die Emotionen der Figuren und reizen sie zu sprunghaften Ausbrüchen von Zorn, Freude oder Frustration.
  • (Unter Umständen kann auch die Intention des Autors des Originals infrage gestellt werden. Es liegt jedoch in der Verantwortung des MSTing-Autors, diese Ausfälle für den zufälligen Leser verträglich oder sogar lustig zu machen.)

Rechtliche Probleme?[]

In manchen Fanfiction-Archiven, wie etwa Fanfiktion.de muss vor der Veröffentlichung des MSTings die Erlaubnis des jeweiligen Original-Autors eingeholt worden sein und diese muss meistens im Disclaimer angegeben werden. Ein Link zur Original-Fanfic, sofern vorhanden, sollte ebenfalls angegeben werden.

Bei anderen Plattformen, wo derartige Regulierungen nicht existieren oder aufgrund der Foren-Politik nicht vorgesehen sind, sieht die Sache etwas anders aus. Animexx etwa, wo die Anwendung des MSTings auch auf Filme oder (Kurz-)Geschichten hinausreichen kann, formuliert seine Bedenken etwa so:

"Ethik und Moral von MSTings wird zur Zeit sehr kontrovers diskutiert, vor allem, da sich dieses Genre leider sehr leicht missbrauchen lässt, um gezielt einen Autoren niederzumachen oder regelrechte Hetzjagden auf bestimmte Autoren zu starten. Aus dieser Debatte heraus haben sich einige Richtlinien und Kriterien für MSTings entwickelt. Auch die Frage, ob die Autoren des Originals einem MSTing zustimmen müssen ist noch nicht zufriedenstellend beantwortet (ähnlich wie bei der Debatte um Urheberrechte bei Fanfictions). Hier ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen, es kann nur angemerkt werden, dass man sich als MSTing-Autor auf sehr dünnem Eis bewegt und sich deshalb sehr genau überlegen sollte, wie man sein MSTing aufzieht." [1]

Gerade bei den Werken von jungen Autoren und Autorinnen ist es oft angebracht, sich lieber eine Erlaubnis einzuholen und Kompromisse einzugehen. Inwiefern man ernsthafte Kritik an diesen Werken übt, muss man allerdings mit sich selbst ausmachen.

Einfacher fällt dies bei Erstlingswerken langjähriger Fanfiction-Autoren aus, die sich oft der Schwächen ihrer alten Geschichten bewusst sind und sich inhaltlich ein wenig davon distanziert haben. Hier kann durchaus heftiger kritisiert werden, allerdings wiederum unter Ausschluss allzu persönlicher Angriffe, die ohnehin bei Lesern oft nicht gut ankommen.

Quellen[]

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